Frankreichs Badehosen-Gesetz: Warum Männer in Speedos schwimmen müssen – und welche Baderegeln in anderen Ländern gelten
Wer in Frankreich einen öffentlichen Pool betritt, wird schnell feststellen: Hier gelten andere Baderegeln als anderswo. Lange, weite Badeshorts – in anderen Ländern vollkommen normal – sind dort streng verboten. Stattdessen ist für Männer nur eines erlaubt: die eng anliegende Badehose, oft auch als „Speedo“ bekannt. Was auf den ersten Blick wie eine skurrile Stilvorgabe wirkt, hat überraschend tiefgreifende Gründe – und Frankreich ist längst nicht das einzige Land, das seine Badekleidung reguliert.
Warum in Frankreich nur enge Badehosen erlaubt sind
Das Gesetz, das Männern das Tragen weiter Badeshorts in öffentlichen Schwimmbädern, Campingplätzen, Hotelpools oder Wasserparks untersagt, stammt aus dem Jahr 1903 – und es ist nach wie vor gültig. Doch warum dieser Fokus auf körperbetonte Badebekleidung?
1. Hygiene geht vor
Die Hauptbegründung liegt in der Hygiene. Weite Badeshorts gelten in Frankreich als „Straßenkleidung“, da sie oft auch außerhalb des Beckens getragen werden – etwa beim Volleyballspielen, Einkaufen im Kiosk oder Relaxen auf der Wiese. Dabei nehmen sie Staub, Schmutz und Bakterien auf, die anschließend ins Becken gelangen. Enge Badehosen hingegen werden fast ausschließlich zum Schwimmen genutzt und gelten als hygienisch unbedenklicher.
2. Sicherheit und Technik
Auch die Sicherheit spielt eine Rolle: Weite Shorts saugen sich mit Wasser voll, tropfen beim Verlassen des Beckens auf den Boden und erhöhen so das Rutschrisiko. Zudem können sich Fasern aus dem Stoff lösen, die dann die empfindliche Filtertechnik der Pools belasten.
3. Ein Schuss Umweltbewusstsein
Je mehr Wasser durch die Kleidung aus dem Becken geschleppt wird, desto häufiger muss es ersetzt oder gefiltert werden. Enge Badehosen gelten hier als die umweltfreundlichere Wahl.
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Ein Gesetz mit Geschichte – und Widerstand
Immer wieder gab es Versuche, die strikte Regel aufzuweichen – etwa 2022 in Grenoble. Doch der Widerstand war groß: Die Mehrheit der Betreiber von Schwimmbädern sieht das Gesetz als wichtig an, um Sauberkeit, Technik und Badeerlebnis für alle aufrechtzuerhalten.
Wo die Regelung gilt – und wo nicht
Wichtig zu wissen: Das Gesetz betrifft nur öffentliche Schwimmbäder, Hotelanlagen mit Pool, Campingplätze mit Wasserzugang und Wasserparks. Am Strand, an Seen oder Flüssen darf jeder tragen, was er möchte.
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Kein Einzelfall: Badekleider-Gesetze rund um die Welt
Frankreich ist mit seinem „Speedo-Gesetz“ nicht allein. In zahlreichen Ländern und Städten – insbesondere in Europa – gibt es Regeln, die das Tragen von Badekleidung einschränken oder verbieten, sobald man sich abseits von Stränden oder Pools bewegt. Oft geht es dabei um das Stadtbild, den Respekt gegenüber der lokalen Bevölkerung – oder um Ordnung in touristisch überlaufenen Regionen.
Spanien
In Barcelona, Málaga oder Palma de Mallorca ist es verboten, nur mit Bikini oder Badehose durch die Stadt zu laufen. Wer sich nicht daran hält, riskiert Bußgelder von bis zu 250 €. Ziel ist es, das Stadtbild zu schützen und exzessiven Partytourismus („drunken tourism“) einzudämmen.
Italien
In Sorrento oder auf der Insel Lipari darf man in der Innenstadt nicht in Badebekleidung unterwegs sein. Auch oben ohne wird sanktioniert – mit Strafen von bis zu 500 €.
Kroatien
Speziell in Split, Hvar oder Dubrovnik sind Regeln zum Tragen von Badekleidung außerhalb der Strände streng – mit Bußgeldern von bis zu 600 €. Hier geht es auch um den Schutz historischer Bauten und um Respekt gegenüber kulturellem Erbe.
Portugal
In Albufeira an der Algarve sind künftig Strafen bis zu 1.500 € möglich, wenn Urlauber in Badebekleidung durch die Altstadt laufen. Die Maßnahme soll das Familienimage der Region stärken.
Australien & USA
In Melbourne (Australien) gilt ein altes Gesetz, das Badebekleidung vorschreibt, die Schultern bis zum Knie bedeckt. In Melbourne (Florida) ist das Tragen von Tangas am Strand verboten. In Washington D.C. gelten wiederum strenge Regeln in Pools – keine Straßenkleidung, keine allzu freizügige Kleidung.
Burkini-Debatte
Besonders umstritten sind die Burkini-Verbote in Ländern wie Frankreich, Belgien, Italien oder Österreich. Die Begründungen reichen von Hygiene über Sicherheitsbedenken hin zu Debatten um kulturelle Integration – und sorgen immer wieder für Schlagzeilen.
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Was steckt hinter all diesen Regelungen?
Ob Speedo-Zwang oder Bikini-Verbot in Altstädten – die Motive sind meist ähnlich:
- Hygiene und Technikschutz: Wie in Frankreich, soll das Poolwasser sauber bleiben und die Technik nicht beschädigt werden.
- Sicherheit: Rutschgefahr, Sichtbarkeit unter Wasser und Stoffe, die sich lösen können, sind Argumente in vielen Ländern.
- Schutz des Stadtbilds: Gerade in historischen Städten soll der Anblick von halb nackten Touristen nicht zum Alltag gehören.
- Rücksicht auf Einheimische: Viele empfinden knappe Badekleidung fernab vom Strand als respektlos.
- Tourismusmanagement: Städte möchten sich familienfreundlich und kulturbewusst präsentieren – nicht als Partymekka.
Fazit: Gut informiert ist besser gebadet
Wer im Sommer verreist, sollte sich vorab über die lokalen Baderegeln informieren – und nicht nur die Sonnencreme einpacken, sondern vielleicht auch den passenden Badeanzug oder eine etwas engere Badehose. Denn was in Deutschland als lässig gilt, kann andernorts für Stirnrunzeln oder gar saftige Bußgelder sorgen.
In Frankreich gilt: Ohne Speedo kein Sprung ins Becken. Wer das weiß, spart sich Ärger – und genießt den Sommer mit Stil, Gesetzestreue und trockenen Füßen.
Tipp für Frankreich-Urlauber: Eine klassische enge Badehose gehört ins Gepäck – am besten aus schnelltrocknendem Material und mit Hygienefutter. So ist man auf der sicheren Seite – ob im Freibad von Marseille oder im Wasserpark an der Atlantikküste.