Fast über die Hälfte des südamerikanischen Kontinents erstreckt sich das fünftgrößte Land der Erde. Brasilien grenzt – mit Ausnahme von Chile und Ecuador – an alle Staaten Südamerikas. Ebenfalls zum Staatsgebiet von Brasilien zählen einige Inselgruppen im Westatlantik. In drei große Landschaftsräume gliedert sich das Land: das Bergland von Guayana im Norden, das sich südlich daran anschließende Amazonastiefland und das brasilianische Bergland im Südosten. An der Grenze zu Venezuela befindet sich im Bergland von Guayana der höchste Berg von Brasilien – der 3.014 m hohe Pico da Neblina. Durch weite Hochebenen und isolierte Inselberge zeichnet sich dieses Gebirge aus. Mit dem Amazonastiefland endet das Gebirge sehr schroff und abrupt. An seinem Unterlauf ist der wasserreichste Strom der Erde bis zu 25 km breit, mehr als 60 m tief und durchfließt das mit 4 Millionen km² größte geschlossene Tropenwaldgebiet von Brasilien. Außerordentlich wasserreich sind die mehr als 1.000 Nebenflüsse, jedoch sind sie wegen vieler Stromschnellen kaum schiffbar. Die 115 m hohe Guairafälle, die bis zu 72 m hohen Iguacufälle und die Paulo-Alfonso-Fälle des Rio Sao Francisco mit 81 m sind die bedeutendsten Wasserfälle von Brasilien.
Das brasilianische Bergland nimmt mit rund 5 Millionen km² mehr als die Hälfte der Landesfläche ein. Das Sedimentgestein, das sich in der paläozoischen und mesozoischen Ära bildete, wird durch kristalline Rumpfgebirge bedeckt. Zu den Küstengebirgen Serra do Mar und Serra da Mantiqueria wölbt sich das Rumpfgebirge. Das Hügelland geht im Süden und im Südwesten von Brasilien in das von Haffen begrenzte Küstentiefland über. Von den Bergen des Mato Grosso wird das Pantanal im Westen von Brasilien umschlossen. Die geologische Erschließung steht zwar noch am Anfang, jedoch gilt Brasilien jetzt schon als eines der an Bodenschätzen reichste Land der Welt. Immense Vorkommen an Erdöl, Eisen, Mangan, Gold, Edelsteinen, Bauxit, Magnesit, Kupfer, Zinn, Zink, Chrom, Wolfram, Nickel und Uran verfügt das Land. Die enormen Ressourcen an tropischen Hölzern und Wasserkraft sind zu einem bedeutenden wirtschaftlichen Faktor von Brasilien geworden.
Klima in Brasilien
Im Amazonastiefland des Nordens von Brasilien herrscht ein tropisches Regenwaldklima mit durchschnittlichen Temperaturen von etwa 27 Grad. Die Niederschlagsmenge beträgt in diesem Gebiet 2.000 bis 4.000 mm. Das Savannenklima im Mittelwesten und auch im Bergland von Guayana führt mit einer Trockenzeit im Winter zu durchschnittlichen Tagestemperaturen von 17 bis 28 Grad. Bei etwa 1.600 mm liegt die durchschnittliche Niederschlagsmenge. Hier findet man Laubwälder und offenes Grasland, im Pantanal erstrecken sich ausgedehnte Sümpfe. Die südlich der Amazonasmündung gelegene Küstenregion mit ihren Trockenwäldern, in denen Sukkulenten wachsen, wird durch Temperaturen von 23 bis 30 Grad sowie Niederschlagsmengen in Höhe von 1.250 mm geprägt. Ein tropisches Regenwaldklima mit Temperaturen zwischen 18 und 27 Grad und einer Niederschlagsmenge von 1.460 mm findet man im Küstenraum um Salvador und Rio de Janeiro sowie im Südosten von Brasilien. Im Süden findet man ein subtropisch-feucht, gemäßigtes Klima, das unterschiedliche Jahreszeiten schafft. Die Vegetation in diesem Gebiet von Brasilien wird durch Temperaturen zwischen 14 und 22 Grad und 1.330 mm Niederschlagsmenge begünstigt.
Die Landschaft Brasiliens wird durch immergrüne Nadelwälder und Höhengrasländer gekennzeichnet. Hier entstanden viele Plantagen. Viehzüchter haben sich im Grasland niedergelassen. Erhebliche ökologische Belastungen stellen in Brasilien die Dürrekatastrophen im Nordosten, das Klimaphänomen El Nino und die fortgesetzte Abholzung des Regenwaldes dar. Tapire, Wildschweine, Leguane, Jaguare, Leoparden, Hirsche, Waschbären, Ameisenbären, Schildkröten, Fischotter, Affen, Faultiere sowie verschiedene Vogel- und Schlangenarten sind typische Tiere von Brasilien. Zu den vielfältigsten Biotopen dieser Erde gehört der Regenwald von Brasilien, wobei durch Brandrodung Arten verschwinden, die noch nicht einmal klassifiziert sind.
Bevölkerung
Die Bevölkerung von Brasilien besteht zu 53 % aus Einwanderern aus Europa – davon sind 15 % portugiesischer, 11 % italienischer, 10 % spanischer und 3 % deutscher Abstammung – zu 34 % aus Mulatten und Mestizen und zu 11 % aus Schwarzen. Auf rund 200 unterschiedliche Ethnien verteilen sich die etwa 300.000 Indianer. Die circa 1 Million Japaner bilden eine weitere Minderheit von Brasilien. 75 % der Bevölkerung von Brasilien sind Katholiken, 10 % Protestanten und Mitglieder alternativer christlicher Glaubensgemeinschaften wie der Pfingstkirche. Weitere Minderheiten stellen Buddhisten, Bahai, Juden, Muslimen und Anhänger von indianischen Naturreligionen sowie afrobrasilianischen Kulturen dar. Exakte Statistiken über die Glaubensgemeinschaften in Brasilien können nicht erstellt werden, da viele Brasilianer mehreren Religionsgemeinschaften gleichzeitig angehören. Bei 72 Jahren liegt die durchschnittliche Lebenserwartung der Bevölkerung von Brasilien. Trotz stets neuer Gesundheitsprogramme für sehr große Teile der Bevölkerung ist die medizinische Versorgung des Landes katastrophal, was besonders die Jüngsten trifft. Bei knapp 4 % liegt die Säuglingssterblichkeit. Die Analphabetenrate liegt bei 13 %, obwohl von sieben bis 14 Jahren die Schulpflicht besteht. In den Städten von Brasilien leben 80 % der Bevölkerung. 2005 lebten 22 % der Einwohner von Brasilien unterhalb der internationale festgelegten Armutsgrenze, obwohl Brasilien die achtgrößte Volkswirtschaft der Erde bildet.
Geschichte und Politik in Brasilien
Am 22. April 1500 landete der portugiesische Seefahrer Pedro Alvares Cabral an der brasilianischen Küste und nahm das Gebiet gemäß dem Vertrag von Trodesillas aus dem Jahre 1494 für die portugiesische Krone in Besitz. Alfonso de Sousa begann 1532 durch die Gründung von Sao Vicente mit der systematischen Besiedlung des Gebietes, um die neu erworbenen Gebiete vor Ansprüchen anderer Kolonialmächte zu schützen. Riesige Landgüter wurden in Brasilien von adligen Privatpersonen übernommen. Die Indianer, die in Brasilien lebten, wurden systematisch versklavt oder getötet. Im großen Stil wurden afrikanische Sklaven nach Brasilien eingeschifft um die Arbeit auf den Großplantagen bewältigen zu können. Die große Zeit der Expeditionen stellte das 17. und 18. Jahrhundert dar. Gruppen drangen von São Paulo aus immer weiter ins Landesinnere vor, um Indianer als Sklaven zu erbeuten und sagenhafte Schätze zu bergen. Im Jahre 1750 wurden die Grenzen des modernen Brasilien im Vertrag von Madrid endgültig festgelegt. Der erste Aufstand gegen die portugiesische Vorherrschaft begann im Jahre 1789. Dieser wurde allerdings niedergeschlagen. 1822 erlangte Brasilien unter Pedro I. die Unabhängigkeit. Portugal erkannte die Unabhängigkeit allerdings erst drei Jahre später an. Die Monarchie wurde begünstigt durch eine Wirtschaftskrise und Unruhen in den Streitkräften durch einen Militärputsch abgeschafft und die Republik Brasilien ausgerufen.
Die Vereinigten Staaten von Brasilien wurden 1891 gegründet. Zu einer kurzfristigen wirtschaftlichen Blüte führte der Kaffee Export und die stärker entwickelte Industrie. Die Entwicklung von Brasilien wurde jedoch durch die zunehmende Verelendung der Menschen in der Zeit der Nachkriegsdepression um Jahre zurückgeworfen. Die Regierung von Juscelino Kubitschek de Olivera betrieb ab 1956 eine ehrgeizige Industrialisierungspolitik und legte die neue Hauptstadt Brasilia an. Brasilien erlebte im Jahr 1973 eine wirtschaftliche Hausse mit zweistelligen Wachstumsraten, der aber schon bald eine erneute Depression folgte. Ein Demokratisierungsprozess setzte 1985 ein, nachdem die Militärs endgültig von der politischen Bühne abgetreten waren. Brasilien leidet bis heute unter einem extremen Sozialgefälle zwischen Arm und Reich, marodierenden Todesschwadronen, Drogenhandel, Korruption und einer immensen Auslandsverschuldung. Das Parlament besteht laut der Verfassung von 1988 aus dem Abgeordnetenhaus, das alle vier Jahre gewählt wird und dem Senat, der alle acht Jahre neu gewählt wird. Alle vier Jahre wird das Staatsoberhaupt direkt gewählt und kann einmal wiedergewählt werden.
Wirtschaft und Tourismus
Brasilien hat sich in den letzten 25 Jahren von einer Agrarnation zu einem Schwellenland entwickelt. Das Bruttoinlandsprodukt beträgt ca. 730 Milliarden US-Dollar, wovon 5 % auf die Landwirtschaft, 20 % auf die Industrie und 75 % auf den Dienstleistungssektor entfallen. Die USA und Argentinien sind die Haupthandelspartner des Landes. Maschinen und Transportmittel, Treibstoffe, Elektrogeräte und Nahrungsmittel werden nach Brasilien eingeführt. Metalle und Metallerzeugnisse, Fahrzeuge und Fahrzeugteile, Sojabohnen und -produkte, chemische Erzeugnisse, Erze, Papier, Kaffee und Zucker werden ins Ausland exportiert. Ackerbau wird auf 14 5 der landwirtschaftlichen Nutzfläche betrieben. Viehzucht wird etwa auf der Hälfte der Gesamtfläche von Brasilien betrieben. Soja, Zuckerrohr, Kaffee und Tabak werden im fruchtbaren Süden des Landes angebaut. Hier wird auch eine extensive Viehzucht betrieben. Der Anbau von Tropenfrüchten, Kakaoplantagen sowie die Holzwirtschaft spielen im Norden von Brasilien eine wichtige Rolle. Zu einer empfindlichen Störung des ökologischen Gleichgewichts führt allerdings die Rodung von 25.544 km² bewaldeter Fläche.
Rund 4,8 Millionen Auslandsgäste kommen pro Jahr nach Brasilien, die rund 3,7 Milliarden US-Dollar ins Land bringen. Die Küstenstädte Rio de Janeiro, São Paulo, Salvador und Recife, im Binnenland Manaus, Brasilia und die Iguacufälle sind die beliebtesten Reiseziele der Touristen. Das Strandleben von Copacabana in Rio de Janeiro, der Zuckerhut sowie das Sambaspektakel im Carnaval do Brasil gehören zu den touristischen Höhepunkten. Durch die Fauna und Flora des Regenwaldes ist Brasilien ein Reiseziel, das ganzjährig bereist wird. Von April bis Oktober dauert der tropische Sommer. Diese Monate sind auch die angenehmsten für eine Reise nach Brasilien. Die gesamte brasilianische Küste ist zwischen Dezember und Mai zum Baden geeignet.
Verkehr in Brasilien
Das Schienennetz von Brasilien erstreckt sich über eine Länge von 27.400 km, davon sind 2.200 km asphaltiert. 1997 wurde das Schienennetz privatisiert. Über die Straße werden 60 % des Güter- und 65 % des Personenverkehrs abgewickelt. Das Straßennetz hat eine Länge von 1.939.000 km, wovon 178.400 km asphaltiert sind. Die Infrastruktur sollen durch Projekte wie der Bau der 5.000 km langen Transamazonica verbessert werden. Von den insgesamt 22 internationalen Flughäfen sind der von Rio de Janeiro und São Paulo die wichtigsten. Santos, Rio de Janeiro, Angra dos Reis, Praia Mole und Vitoria zählen zu den größten der knapp 50 Seehäfen von Brasilien. 3.680 km Binnenwasserwegen entfallen von den 50.000 km auf den Amazonas. Der größte Binnenhafen ist Manaus.
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