Für das Städtchen, das es ist, birst Hue geradezu vor Atmosphäre. Ziemlich genau in der Mitte des Landes gelegen, wurde Hue zum ersten Mal von der modernen Republik vorausgehenden Nguyễn-Dynastie als kaiserliche Residenzstadt auserkoren. Im Vietnamkrieg litten die Einwohner unbeschreiblich. Zuerst wurde Hue von Vietcong Guerillas eingenommen und 24 Tage lang besetzt gehalten. Während dieser als „Regime des Terrors“ bekannten Zeitperiode exekutierten die Guerillas etwa 1.000 Menschen, die dem Sympathisieren mit der Republik Süd-Vietnam verdächtigt wurden. In einer erfolgreichen, jedoch ungeheuer zerstörerischen Aktion, gelang es sodann den mit Süd-Vietnam verbündeten Amerikanern, die Stadt wieder zurückzuerobern, wobei die intensiven Bombenangriffe aber praktisch keinen Stein auf dem anderen ließen.
Als Resultat erscheint Hue – genauso wie viele andere Städte des Landes – bis zum heutigen Tag etwas abgewohnt und verfallen. Jedoch hat die Stadt trotzdem überraschend attraktive und interessante Sehenswürdigkeiten anzubieten, die ihre traurige Geschichte mehr oder weniger intakt überlebt haben. Ebenso ist die lokale Küche einer der kulinarischen Höhepunkte Vietnams und auch die Hotels in Hue sind dem Rest des Landes in vielen Belangen voraus.
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Die fünf besten Attraktionen von Hue
Die kaiserliche Stadt
Geomantiker wurden dereinst konsultiert, um den Standort des nach Osten ausgerichteten, zentralen Teils des kaiserlichen Stadtbezirks festzulegen, dort, wo der Kaiser mit seinen zahlreichen Konkubinen residierte. Der restliche Hofstaat belegte das Gebiet innerhalb der „violetten“ Umwallung. Die Versicherung der Geomantiker, die erwählte Lage stünde „unter einem glücklichen Stern“ verschonte die Stadt jedoch nicht vor der Pulverisierung durch amerikanische Bomben im Jahr 1968, einer Episode, die die ganze Grausamkeit des Vietnamkrieges epitomisierte. Nach den Angriffen von Gewehrkugel- und Schrapnelllöchern übersät, wurde der kaiserliche Komplex mit seinen zahllosen, künstlich angelegten Lotosteichen nach dem Krieg teilweise restauriert.
Wenn man ihn besichtigen will, hilft es sehr, einen einheimischen Führer zur Seite zu haben, der einem die Anlage in allen Einzelheiten erklären kann. Der in Hue aufgewachsene Führer Huong Giang ist beispielsweise sehr empfehlenswert und bietet informative Touren des Komplexes an.
Das Grabmal von Khai Dinh
Fertiggestellt im Jahr 1931, bringt das extravagant geschmückte Grabmal des Kaisers Khai Dinh auch den exzessiven Charakter seines „Bewohners“ zum Ausdruck. Kaiser Khai Dinh (1885–1925) trug insbesondere angeblich einen mit Glühbirnen besetzten Gürtel. Wann immer er Aufmerksamkeit erregen wollte, schaltete er die durch eine Batterie gespeisten Glühbirnen ein. Im Einklang mit der flamboyanten Persönlichkeit des Kaisers ist sein in mehreren Stufen angelegtes Grabmal eine bizarre Mischung unterschiedlicher Baustile von Gotik über Barock bis zu Elementen hinduistischer Tempelarchitektur.
Die Bao Quoc Pagode
Zum letzten Mal im Jahr 1957 renoviert, wurde die Bao Quoc Pagode bereits im Jahr 1670 im Auftrag eines chinesischen Zen-Meisters errichtet. Ihren heutigen Namen Bao Quoc erhielt sie im Jahr 1824 durch Kaiser Minh Mang, der hier 1830 auch seinen 40. Geburtstag luxuriös feierte. Heute dient die Bao Quoc Pagode als Meditations- und buddhistisches Lehrzentrum. Auf einem Hügel gelegen, ist sie in prachtvolle Gartenanlagen mit Orchideen und Frangipanibäumen eingebettet.
Der Parfüm-Fluss (Huong Giang)
Im Herbst fallen Blüten von flussaufwärts gelegenen Plantagen in das Wasser des Parfüm-Flusses, treiben auf ihm gen Hue und strömen den Duft aus, der den Namen des Wasserweges erklärt. Der Parfüm-Fluss ist von Restaurants gesäumt und daher der perfekte Ort für ein atmosphärisches Abendessen. Wer die Umgebung von Hue in Stil erkunden möchte, kann dies mittels angebotener Flusskreuzfahrten tun.
Ho Quyen, die Tigerkampfarena
Von Besichtigungstouren oft übersehen, ist Ho Quyen eine historische Arena, in der der dereinst Tiger und Elefanten unter den Augen eines mitgerissenen königlichen und aristokratischen Publikums bis zum Tode gegeneinander kämpften. In den vergipsten Mauern der ehemaligen Tigerpferche erkennt man bis heute die tiefen Kratzer, die die krallenbewehrte Pfoten der Raubkatzen hinterlassen haben. Trotz seines anscheinend hohen Alters ist die Ho Quyen Arena allerdings erst im Jahr 1830 am Südufer des Parfüm-Flusses erbaut worden. Ganz in der Nähe liegt der Long Chau Tempel, wo die kaiserlichen Kriegselefanten angebetet und auch bestattet wurden.